Trauerarbeit bei Kindern

Auch in der heilpädagogischen Praxis begegnen wir unter Umständen Kindern, die einen geliebten Menschen durch den Tod verloren haben. Manchmal ist es auch das vertraute Haustier, das immer an der Seite war und plötzlich weg ist. Gerade für Kinder ist dies schwer zu begreifen. Trauerarbeit ist ein wichtiger Prozess, um den Verlust eines geliebten Menschen (oder des Tieres) zu verarbeiten. Kinder trauern anders als Erwachsene und brauchen Unterstützung und Verständnis von ihren Bezugspersonen.

„Hast du Angst vor dem Tod“,
fragte der kleine Prinz die Rose.
Darauf antwortete sie: „Aber nein.
Ich habe doch gelebt,
ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt so viel ich konnte.
Und Liebe, tausendfach verschenkt,
kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben.
So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen“.

Antoine de Saint-Exupéry (Der kleine Prinz)

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Hier einige Impulse:

  • Nehmen Sie Ihr Kind und seine Trauer ernst. Dazu gehört, das „aktive Zuhören“. Sagen sie dem Kind, dass sie seine Trauer wahrnehmen und verstehen. Dazu gehören auch Gefühle wie Wut, Angst, Verzweiflung. Kinder können eine große Palette an Verhaltensmuster in dieser Zeit zeigen. Auch das intensive Weinen gehört dazu und ist heilsam, halten sie es gemeinsam aus. Kinder verstehen ebenso die Tränen der Erwachsenen. Authentizität ist in dieser Phase besonders wichtig.
  • Zeigen Sie Verständnis für Ihr Kind. Akzeptieren Sie seine mitunter wechselnden Gefühle. Vielleicht zieht sich das Kind zurück, wird aggressiv oder zeigt regressives Verhalten (Rückfall in Kleinkindverhalten wie Verlangen nach dem Fläschchen oder Schnuller, Einnässen…). Signalisieren Sie, dass Sie da sind, setzen Sie aber auch Grenzen: „Ich verstehe, dass Du wütend bist, trotzdem möchte ich nicht, dass Du Dinge kaputt machst, andere Kinder haust…“
  • Geben Sie Ihrem Kind Liebe, Zuwendung und Zuneigung. Emotionale Nähe sind in dieser Trauerphase besonders wichtig, damit sich Ihr Kind nicht alleingelassen und hilflos fühlt. Auch körperliche Nähe will Ihr Kind nun möglicherweise wieder verstärkter (im Bett der Eltern schlafen).
  • Ihr Kind braucht in dieser ungewohnten Phase besonders den gewohnten Tagesablauf und alltägliche Strukturen. Deshalb sollten Kindergartenbesuche, Hobbys, das Zusammenkommen zu Mahlzeiten, nach Möglichkeit beibehalten werden. Dies gibt Kindern Halt und Zeiten der Unbeschwertheit. Kinder trauern nicht ununterbrochen, sie suchen auch Ablenkung und Leichtigkeit, das ist ein Ventil und sehr heilsam im Prozess.
  • Sprechen Sie offen über den Verlust der geliebten Person. Erklären Sie älteren Kindern, woran die Person verstorben und was passiert ist. Wahren sie jedoch auch Grenzen. Manche Kinder möchten nicht viel Sprechen und schützen sich so selber vor Überforderung. Je nach Alter, sollten Erklärungsmodelle gewählt werden, die das Kind verstehen und annehmen kann.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, seiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Durch Rituale, Bilder, Naturbetrachtungen, Märchen, Fotos usw. Je nach Glaubensrichtung können Bilder gefunden werden, wo der verstorbene Mensch nun sein könnte, welche andere Beziehung zu ihm entstehen kann.
  • Lassen Sie Ihr Kind an der Beerdigung oder einer anderen Abschiedsfeier teilnehmen, um einen Abschied zu finden, wenn es das möchte. Bereiten Sie Ihr Kind darauf vor, was dort passieren wird. Vielleicht kann das Kind aktiv etwas beitragen, ein Ritual hilft den Kindern, einen Abschied zu finden.
  • Suchen Sie Unterstützung für Ihr Kind und sich selbst. Z.B. bieten Städte und Gemeinden sog. Trauergruppen für diese außergewöhnlichen Lebenseinschnitte an. Auch Kinder-und Jugendlichen Psychotherapeuten können, wenn nötig, unterstützend zur Seite stehen.

Ich hoffe, dass Ihnen diese zusammengefassten Informationen helfen, mit Ihrem Kind über den Tod zu sprechen und ihm beizustehen. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, bin ich gerne für Sie da.

Hilfreiche Bücher zum Thema:

„Tabuthema Trauerarbeit“, Margit Franz

Bilderbuch:

„Über den großen Fluss“, Armin Beuscher, Cornelia Haas